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AKTUELLES ZU KOMET LOVEJOY (C/2011 W3)Letzte Bearbeitung: 15.01.2012
Nachdem der Mond für etwa eine Woche Beobachtungen verhindert hatte, sind seit dem 12. Januar wieder neue Fotos von Komet Lovejoy veröffentlicht worden. Um seinen extrem blassen, aber immer noch um die 40 Grad langen Schweif, der sich durch die Große Magellansche Wolke erstreckt, gut sichtbar zu machen, sind Bildbearbeitungen erforderlich. |
GESCHICHTE VON KOMET LOVEJOY (C/2011 W3)Letzte Bearbeitung: 15.01.2012
C/2011 W3 wurde am 27.11.2011 von dem australischen Amateurastronomen Terry Lovejoy entdeckt. Um auszuschließen, dass es sich bei dem Objekt der 13. Größenklasse lediglich um einen Reflex in der Optik handelte, fertigte Lovejoy am 29.11.2011 weiter Aufnahmen an, bevor er einige andere Kometenexperten um unabhängige Bestätigungen bat. Diese gelangen am 01.12.2011. Bereits einen Tag später war klar, dass es sich um einen Sungrazer der Kreutz-Gruppe handelte - der erste seit 1970 (Komet White-Ortiz-Bolleli), welcher von der Erde aus entdeckt wurde. Aufgrund der rasch abnehmenden Entfernung zur Sonne waren erdgebundene Beobachtungen von C/2011 W3 nach dem 10.12.2011 nicht mehr möglich. Er konnte jedoch in Aufnahmen der beiden STEREO-Sonden ab dem 11.12.2011 weiter verfolgt werden. Am 14.12.2011 war er in den Sichtbereich des LASCO-Instruments auf der Raumsonde SOHO gelangt. Dank der Vorwarnzeit von etwa 2 Wochen konnten insgesamt 18 Instrumente auf den bereits genannten Sonden sowie auf SDO und den Erdsatelliten PROBA und HINODE eingesetzt werden, um die Passage des Kometen durch die innere Korona der Sonne zu verfolgen. Nie zuvor war ein Sungrazer wissenschaftlich so ausgiebig analysiert worden. Wenige Stunden vor seinem Perihel verschwand C/2011 W3 für das LASCO-Instrument und SDO hinter dem linken Sonnenrand. Dann geschah, was eigentlich niemand ernsthaft erwartet hatte: Komet Lovejoy tauchte hinter dem rechten Sonnenrand scheinbar unversehrt wieder auf. Allerdings war sein Schweif abgerissen, welcher noch einige Zeit links der Sonne zu sehen blieb, bevor er vom Sonnenwind aufgelöst wurde. Der Kometenkopf entwickelte am 16. und 17.12.2011 einen neuen Schweif. Die Nachricht, dass Komet Lovejoy sich nicht aufgelöst hatte, machte in der astronomischen Szene rasch die Runde, und Amateurastronomen begannen am 16.12. sowohl am Taghimmel als auch - auf der Südhalbkugel - kurz vor Sonnenaufgang nach dem zu dieser Zeit vermutlich etwa -3 bis -4mag hellen Kometen Ausschau zu halten, vielfach vergeblich. Etwa 20 Stunden nach der Sonnenpassage konnten 2 kalifornische Astronomen den Kometen 4° neben der Sonne mit einem Teleskop am Taghimmel sichten; leider hatten sie keine Kameras zur Verfügung. Der erste fotografische Nachweis gelang dem Entdecker des Kometen, Terry Lovejoy, selber am Mittag des 17.12.11 am Taghimmel in Australien. Kurz danach beobachteten ihn tschechische Kometenjäger mit einem ferngesteuerten Teleskop; in Frankreich glü:ckten in Frankreich Taghimmel-Fotos. Wenige Stunden später sichtete Alexandre Amorom ihn bei Sonnenaufgang in Brasilien mit einem Feldstecher; die Helligkeit schätzte er auf -2.9 mag.
Am 18.12.2011 war die Helligkeit des Kometen auf etwa -1.0 mag zurückgegangen; es gab neue Fotos des ferngesteuerten Teleskops in Argentinien. Am 20.12.2012 war der inzwischen etwa 15° lange Schweif von Komet Lovejoy in mittleren südlichen Breiten mit bloßem Auge in der Dämmerung erkennbar. Bemerkenswerte Fotos kamen aus West-Australien und aus Neuseeland. Obwohl er viel lichtschwächer war, ähnelte C/2011 W3 deutlich dem Kometen Ikeya-Seki. Auch an diesem Tag gelangen wieder Bilder mit dem ferngesteuerten Teleskop in Argentinien. Die Gesamthelligkeit von Komet Lovejoy war zwar am 21. und 22.12.2011 rückläufig, doch sein Schweif war mit bloßem Auge jetzt mühelos sichtbar. Dies lag daran, dass er mit steigender Entfernung von der Sonne jeden Tag früher aufging und an einem zunehmend dunklen Himmel sichtbar war. Neben dem Staubschweif hatte C/2011 W3 auch einen kräftigen Ionenschweif entwickelt. Aus West-Australien kamen von Colin Legg eindrucksvolle Fotos sowie ein absolut sehenswertes Video. Eine sensationelle Aufnahme gelang Dan Burbank von der ISS aus (Hohe Auflösung und 5 weitere Fotos). Nachstehendes Video beginnt mit einer Zeitraffer-Sequenz vom Aufgang des Kometen über dem Pazifik sowie Erläuterungen dazu von Dave Burbank: Am 23.12.2011 hatte der Schweif von Komet Lovejoy eine Länge von über 20° erreicht. C/2011 W3 war im Aussehen jetzt nahezu identisch mit dem legendären Ikeya-Seki, lediglich seine Helligkeit war deutlich geringer und ging offenbar weiter zurück. Es gab zahlreiche neue eindrucksvolle Fotos, Videos und Beobachtungsberichte. Derweil wurde bereits eine Konferenz zur Diskussion der Beobachtunsgsergebnisse geplant, an der sowohl Berufsastronomen als auch Amateure teilnehmen sollen. Der Schweif von Komet Lovejoy hatte an den Weihnachstagen eine scheinbare Länge von über 30° erreicht; die Gesamthelligkeit ging weiterhin deutlich zurück. Der Ionenschweif war nicht mehr erkennbar; der Staubschweif war nun etwas lichtschwächer als die Milchstraße, aber an dunklen Beobachtungsorten immer noch mühelos mit dem bloßem Auge sichtbar. Die Helligkeitsabnahme von C/2011 W3 setzte sich an den Tagen nach Weihnachten fort. Ab dem 29.12.2011 war er mit bloßem Auge nur noch unter optimalen Bedingungen erkennbar. Selbst mit fotografischen Hilfsmitteln waren lediglich etwa 25° des Schweifs sichtbar, der jetzt aus geometrischen Gründen eine Gesamtlänge von etwa 40 Grad aufwies und bis Mitte des Monats Januar 2011 auf bis zu 60 Grad anwachsen sollte. Obwohl Komet Lovejoy immer lichtschwächer wurde, war er Anfang Januar 2012 mit bloßem Auge wieder besser erkennbar, weil er nicht mehr vor der Milchstraße stand. Derweil wurde auf der Comets Mailing List eine interessante Diskussion über die möglichen Ursachen der erstaunlichen Entwicklung des Kometen geführt. Um den 05.01.12 war C/2011 W3 mit bloßem Auge kaum noch sichtbar. Das Verblassen von C/2011 W3 im Verlauf mehrerer Tage konnte man in einem Video von Phil Hart verfolgen. Steckbrief des Kometen Lovejoy Bahn von C/2011 W3 (Lovejoy) in unmittelbarer Sonnennähe. Hier dargestellt aus Sicht der Raumsonde STEREO Behind. Bildnachweis: NASA.
Mehr zur Geschichte von Komet Lovejoy bei Gary W. Kronk (Englisch). |
LITERATUR ZU KOMET LOVEJOY (C/2011 W3)Letzte Bearbeitung: 19.11.2013
Downs, Cooper; Linker, Jon A.; Mikic, Zoran; Riley, Pete; Schrijver, Carolus J. & Saint-Hilaire, Pascal (2013): Probing the Solar Magnetic Field With a Sun-Grazing Comet. Science 340, 1196-1199. Gundlach, B.; Blum, J.; Skorov, Yu. V.; & Keller, H.U. (2012): A note on the survival of the sungrazing comet C/2011 W3 (Lovejoy) within the Roche limit. arXiv:1203.1808 Guthier, Norbert (2012): Lovejoy; VdS Journal für Astronomie 42, 45-48. Hattenbach, Jan (2012): Der Weihnachtskomet Lovejoy - ein Rückblick. Sterne und Weltraum 03/2012, 22-27. Konitzer, Franziska (2013): Ein Komet als Sonnensonde. Sterne und Weltraum 12/2013, 22-24. Sekanina, Zdenek & Chodas, Paul W. (2012): Comet C/2011 W3 (Lovejoy): Orbit Determination, Outbursts, Disintegration of Nucleus, Dust-Tail Morphology, and Relationship to New Cluster of Bright Sungrazers. arXiv:1205.5839 |