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HELLE KOMETEN DES 21. JAHRHUNDERTS

Des Öfteren kann man lesen, dass es seit Hale-Bopp (1997) keinen hellen Kometen mehr gegeben hätte oder dass seitdem überhaupt kein Komet mehr mit bloßem Auge zu sehen gewesen wäre. Beide Behauptungen treffen nicht zu. Im Januar 2007 erschien mit Komet McNaught (C/2006 P1) einer der eindrucksvollsten Schweifsterne der letzten 1000 Jahre, welcher Hale-Bopp bei weitem übertraf. Allerdings war er von Deutschland aus nur schwierig in der Dämmerung beobachtbar. Zudem sind seit Beginn des 21. Jahrhunderts mehr mit bloßem Auge sichtbare Kometen erschienen als in jedem anderen vergleichbaren Zeitraum der Geschichte. Einige davon konnten nur auf der Südhalbkugel beobachtet werden, andere waren nur unter optimalen Bedingungen weitab von störendem Kunstlicht ohne optische Hilfsmittel sichtbar. Doch selbst wenn man diese nicht berücksichtigt, haben die letzten 15 Jahre eine reiche Kometenkost gebracht. Auf dieser Seite stellen wir Ihnen alle Schweifsterne vor, die seit 2001 mit bloßem Auge sichtbar beobachtet worden sind.
Wesentlich mehr Informationen und Quellenangaben zu fast allen diesen Kometen finden Sie in unserer Kometen-Chronik.

C/2001 A2 (LINEAR)
C/2000 WM1 (LINEAR)
153P/Ikeya-Zhang
C/2002 F1 (Utsunomiya)
C/2002 V1 (NEAT)
C/2004 F4 (Bradfield)
C/2002 T7 (LINEAR)
C/2001 Q4 (NEAT)
C/2003 K4 (LINEAR)
C/2004 Q2 (Machholz)
C/2006 A1 (Pojmanski)
73P/Schwassmann-Wachmann
C/2006 M4 (SWAN)
C/2006 P1 (McNaught)
C/2007 F1 (LONEOS)
17P/Holmes
8P/Tuttle
C/2007 W1 (Boattini)
C/2007 N3 (Lulin)
C/2009 R1 (McNaught)
103P/Hartley
C/2011 W3 (Lovejoy)
C/2012 F6 (LEMMON)
C/2011 L4 (PANSTARRS)
C/2012 S1 (ISON)
C/2013 R1 (Lovejoy)
C/2014 Q2 (Lovejoy)
C/2013 US10 (Catalina)

Komet LINEAR (C/2001 A2)

Kometenentdeckungen waren zu Beginn des 21. Jahrhunderts weitgehend eine Angelegenheit automatischer Suchprogramme geworden. Ein solches Robotsystem ist die Lincoln Near Earth Asteroid Research (LINEAR), welche mit nahezu 300 Neufunden der mit Abstand erfolgreichte "Kometenentdecker" aller Zeiten ist.
C/2001 A2 (LINEAR) schien zunächst ein lichtschwaches, reichlich uninteressantes Objekt zu sein. Doch dann kam es am 26.03.2001 zu einem Helligkeitsausbruch, der mehrere Tage andauerte. Am 01.04.2001 war C/2001 A2 mit etwa 7.5 mag hundertfach heller als noch wenige Tage zuvor. Anfang Mai wurde dann durch Beobachtungen mit einem 1.5m Teleskop klar, was den Ausbruch verursacht hatte: der Kometenkern war in 2 Teile zerbrochen.
Um den 10. Mai erfolgte ein weitere Helligkeitsausbruch, der LINEAR zu einem Objekt der 5. Größenklasse werden ließ. Bald zeigte sich, dass das Fragment B seinerseits in 2 Teile zerbrochen war. In der ersten Juni-Dekade lösten sich 3 weitere Splitter von Fragment B ab. Damit ging eine erneute Helligkeitssteigerung einher. C/2001 A2 erreichte Mitte Juni mit etwa 3.4 mag seine maximale Helligkeit und präsentierte sich mit einem mehrere Grad langen Schweif. Zu diesem Zeitpunkt war LINEAR ein Objekt der Südhemisphäre. Am 12./13. Juli gab es einen letzten Helligkeitsausbruch, der C/2001 A2 kurzzeitig noch einmal in den Bereich der 5. Größenklasse brachte. Danach nahm seine Helligkeit kontinuierlich ab; bis Ende August wurde er noch regelmäßig beobachtet.
Was Amateurastronomen im Süden überraschend einen freiäugigen Kometen bescherte, war für die Fachwissenschaft einer der bislang bedeutendsten Kometenerscheinungen des 21. Jahrhunderts. So bedeutend, dass man sogar Beobachtungszeit am VLT der ESO in Chile zur Verfügung stellte, um den Zerfall des Kometenkerns zu dokumentieren. Das nachstehende Foto zeigt eine dieser Aufnahmen.

Komet LINEAR (C/2001 A2)
Am 18.05.2001 konnten mit dem VLT in Chile 3 Bruchstücke des Kometen LINEAR beobachtet werden.
Bildnachweis: ESO, lizenziert unter CC BY 3.0. Ausführliche Erläuterungen zu diesem Foto gibt es auf der Webseite der ESO.

Komet LINEAR (C/2000 WM1)

C/2000 WM1 (LINEAR) wurde nach seiner Entdeckung zunächst als Asteroid eingestuft, woher die ungewöhnliche Bezeichnung rührt. Nach den Vorhersagen sollte er um Weihnachten 2001 mit bloßem Auge sichtbar sein. Tatsächlich erreichte er um die Jahreswende kurzzeitig den Bereich der 5. Größenklasse, dann wurde er wieder etwas schwächer. Zu dieser Zeit war er wegen seiner südlichen Position von Mitteleuropa aus nicht zu sehen. Erst Anfang März 2002 tauchte er als Objekt von etwa 7mag wieder an unserem Himmel auf. Dadurch entging uns das Beste, was dieser Komet zu bieten hatte, nämlich ein plötzlicher Helligkeitsausbruch Ende Januar, der ihn für einige Tage bis in den Bereich der 2. Größenklasse brachte. Von der Südhalbkugel war er nun bequem mit dem bloßem Auge zu beobachten.

Komet LINEAR (C/2000 WM1)
Komet LINEAR am 22.03.2002.
Bildnachweis: G. Garradd/ESO, lizenziert unter CC BY 3.0. Ausführliche Erläuterungen zu diesem Foto gibt es auf der Webseite der ESO.

Komet 153P/Ikeya-Zhang

153P/Ikeya-Zhang ist neben 17P/Holmes (2007) und C/2006 P1 (McNaught) sicherlich der bekannteste Komet der 2000er-Jahre. Im März und April 2002 stand er für mitteleuropäische Beobachter sehr günstig am Nordhimmel. Mit einer Helligkeit von bis zu 2.9 mag war er problemlos mit dem bloßem Auge sichtbar, im Fernglas bot er einen prächtigen Anblick. In der amateurastronomischen Szene war er das Himmelsereignis des Jahres 2002. Einige heute sehr bekannte deutschsprachige Kometen-Webseiten entstanden während dieser Zeit.
Nachdem der Komet am 01.02.2002 von dem Chinesen Zhang und dem legendären japanischen Kometenjäger Kaoru Ikeya entdeckt worden war, erhielt er zunächst die Bezeichnung C/2002 C1. Bald stellte sich jedoch heraus, dass der gleiche Schweifstern bereits im Jahr 1661 von Johannes Hevelius beobachtet worden war. Mit 341 Jahren hat 153P von allen mindestens zweimal beobachteten und daher nummerierten Kometen die mit Abstand längste Umlaufzeit.

Komet Ikeya-Zhang (153P)
Bildnachweis: Aufgenommen von Philipp Salzgeber am 01.04.2002 (Details zum Foto). Lizenziert unter CC BY-SA 2.0 AT.

Komet Utsunomiya (C/2002 F1)

C/2002 F1 (Utsunomiya) wurde am 18.03.2002 von dem japanischen Amateurastronomen Syogo Utsunomiya entdeckt. Das Objekt wurde rasch heller und erreichte bereits Mitte April seine maximale Helligkeit von etwa 4.5 mag. Zu diesem Zeitpunkt stand der Komet allerdings sehr ungünstig horizontnah in der Morgendämmerung, sodass er zumeist nur mit dem Fernglas sichtbar war. Einzelne Beobachter konnten ihn jedoch um den 16.04.2002 mit bloßem Auge erfassen, zusammen mit dem ebenfalls freiäugigen Kometen 153P/Ikeya-Zhang, welcher etwa 23 Bogengrade von Utsunomiya entfernt stand. Letztere präsentierte sich fotografisch mit zwei deutlich von einander abgesetzten Schweifen (Gas- und Staubschweif). Das Orbitdiagramm unten zeigt die sonnennächste Position von C/2002 F1 am 23.04.2002 an. Die Umlaufzeit des Kometen beträgt "nur" 874 Jahre.

Bahn des Kometen Utsunomiya (C/2002 F1) in Sonnennähe
Bahn des Kometen Utsunomiya (C/2002 F1) in Sonnennähe. Das Diagramm wurde mit dem JPL Small-Body Database Browser erstellt.

Komet NEAT (C/2002 V1)

Das inzwischen eingestellte Near Earth Asteroid Tracking Programm (NEAT) war um die Jahrtausendwende neben LINEAR der zweite große Kometenentdecker. Am 06.11.2002 wurde ein weiterer Neufund gemeldet, der die offizielle Bezeichnung C/2002 V1 (NEAT) erhielt. Die Bahnberechnungen zeigten, dass der Komet sich am 18.02.2003 der Sonne bis auf 15 Millionen Kilometern nähern würde. Bis Mitte Januar 2003 war die Helligkeitsentwicklung des Schweifsterns viel besser als anfangs erwartet, so dass er zu einem bequemen Feldstecherobjekt avancierte.
Am 25.01.03 gelang in Spanien die erste Beobachtung des Kometen mit bloßem Auge. Danach näherte sich NEAT immer mehr der Sonne, weshalb er nur noch kurze Zeit in der Dämmerung zu sehen war. Um den 12. Februar verschwand er endgültig am hellen Abendhimmel. Vom 16.02. - 20.02.03 konnte man ihn jedoch im Blickfeld der Raumsonde SOHO verfolgen (s. Abbildung). Am 24.02.03 wurde NEAT in Australien erstmals wieder am Abendhimmel gesichtet. Obwohl seine Helligkeit zunächst noch im Bereich der 2. Größenklasse lag, war er am aufgehellten Dämmerungshimmel zumeist nur im Feldstecher sichtbar; bereits Mitte März war seine Leuchtkraft so deutlich abgesunken, dass das Interesse an ihm allmählich nachließ.

Komet NEAT im Blickfeld der Raumsonde SOHO
Komet NEAT im Blickfeld der Raumsonde SOHO. Bildnachweis: SOHO (ESA & NASA).

Komet Bradfield (C/2004 F4)

William Bradfield hatte zwischen 1972 und 1995 von Australien aus 17 Kometen entdeckt, von denen 6 freiäugig sichtbar geworden waren. Nach fast 10 Jahren Pause fand er am 23.03.2004 seinen 18. Schweifstern. Kurz vor der Perihelpassage war C/2004 F4 (Bradfield) mit bloßem Auge sichtbar. Nachdem er das Sichtfeld der Raumsonde SOHO durchwandert hatte, tauchte er am 22.04.2004 auf der Nordhalbkugel in der Morgendämmerung auf. Weitere Meldungen und Fotos am 23.04.04 und am 24.04.04 machten deutlich, dass Bradfield lichtschwächer als erwartet war. Mit einem lichtstarken Feldstecher war er jedoch - absolut klaren Himmel in Horizontnähe vorausgesetzt - gut zu beobachten. Mit Digitalkameras gewonnene Fotos zeigten einen imposanten, rund 10 Grad langen Schweif. Am 25.04.04 gelangen weitere beeindruckende Bilder, darunter auch Weitwinkelaufnahmen, die ihn zusammen mit dem ebenfalls recht hellen Kometen C/2002 T7 ( LINEAR) zeigten. In den Folgetagen stieg er höher in den Nachthimmel empor, zugleich sank seine Helligkeit in den Bereich der 5. Größenklasse. Mit Beginn des Monats Mai war er zu lichtschwach geworden, um ihn noch mit bloßem Auge sehen zu können, wenige Tage später reichte auch ein Fernglas nicht mehr aus.

Komet Bradfield, aufgenommen am 27.04.2004 in Cactus Flats / Kalifornien von Tom Teters
Komet Bradfield, aufgenommen am 27.04.2004 in Cactus Flats / Kalifornien von Tom Teters

Komet LINEAR (C/2002 T7)

C/2002 T7 (LINEAR) war zum Zeitpunkt der Entdeckung am 14.10.2002 noch fast so weit von der Sonne entfernt wie der Planet Saturn. Es musste sich also um einen recht großen Kometen handeln, der - so zeigten Bahnberechnungen - im Mai 2004 der Erde sehr nahe kommen würde. Eine &uot;qnormale" Helligkeitsentwicklung vorausgesetzt hätte er dann zu einer eindrucksvollen Himmelserscheinung werden können. Bis Anfang Februar 2004 übertraf seine Helligkeitsentwicklung sogar die Prognosen, um dann zu stagnieren. Im Laufe des Aprils 2004 entwickelte er sich für Beobachter auf der Südhalbkugel mehr und mehr zu einem prachtvollen Feldstecher-Objekt; zum Monatsende hatte er eine Helligkeit von etwa 4.0 mag erreicht, um den 20. Mai wurden Werte zwischen 2.5 mag und 2.8 mag gemeldet, zum Monatsende hin lag er wieder unter 3 mag. Zu dieser Zeit tauchte Komet LINEAR in Mitteleuropa in der Abenddämmerung auf. Kontinuierlich schwächer werdend blieb er jedoch ein Feldstecher-Objekt, das keine allzu große Aufmerksamkeit mehr erregte.

Komet LINEAR am 28.04.2004
Komet LINEAR am 28.04.2004. Bildnachweis: Pat Balfour and Curt Harris/Adam Block/NOAO/AURA/NSF.

Komet NEAT (C/2001 Q4)

C/2001 Q4 (NEAT) wurde am 28.08.2001 entdeckt, als er noch weiter von der Sonne entfernt war als der Planet Saturn. Es musste sich also um einen sehr großen Kometen handeln, der - so zeigten Bahnberechnungen - im Mai 2004 der Erde recht nahe kommen würde. Anfang 2004 übertraf seine Helligkeitsentwicklung die Prognosen deutlich, ging dann aber wieder zurück; um den 25.04.2004 hatte er - nur auf der Südhalbkugel sichtbar - erst eine Helligkeit von knapp 4.0 mag erreicht. Nach einigen Tagen mit ausgesprochen schlechtem Wetter wurde NEAT in Mitteleuropa am Abend des 10.05.04 erstmals von einer größeren Zahl von Beobachtern gesichtet. Am 15.05.04 wanderte er dicht am offenen Sternhaufen M44 (Praesepe) vorbei. Die Helligkeit betrug nun etwa 3.2 mag; im Fernglas waren eine großflächige Koma und ein kurzer Gasschweif sichtbar. Mit bloßem Auge war von NEAT jedoch nicht viel mehr als ein verwaschenes Nebelfleckchen erkennbar. Bereits zu Beginn der letzten Maidekade war ein deutlicher Helligkeitsrückgang bis in den Bereich der 4. Größenklasse zu verzeichnen, Anfang Juni war die Helligkeit unter die 5. Größenklasse gesunken.
Auf der Südhalbkugel war C/2001 Q4 im April/Mai 2004 gemeinsam mit C/2002 T7 (LINEAR) sichtbar - zum ersten Mal seit 1911 standen zwei relativ helle Kometen gemeinsam am Himmel.

Komet NEAT beim Offenen Sternhaufen Praesepe am 15.05.2004
Komet NEAT beim Offenen Sternhaufen Praesepe am 15.05.2004, aufgenommem am Splügenpass, ca. 2000 m ü. NN von Thorsten Böckel.

Komet LINEAR (C/2003 K4)

C/2003 K4 verdankt seine Entdeckung am 28.05.2003 wie viele andere Kometen dem Projekt LINEAR. Etwa eine Woche nach dem Fund lagen genaue Bahnberechnungen vor. Demnach würde der Komet seine größte Annäherung an die Sonne am 13.10.2004 erreichen. In den Wochen um diesen Termin sollte er nach diesen frühen Berechnungen vielleicht knapp mit bloßem Auge sichtbar sein, auf jeden Fall aber mit einem Fernglas. Im Mai 2004 zeigte sich jedoch, dass dieser Komet vorerst weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Im Laufe des Juni erlebte er dann aber einen Helligkeitsausbruch, der ihn in den Bereich der 7. Größenklasse und damit auch in Reichweite stärkerer Felstecher brachte. Mitte Juli wurden typischerweise Helligkeitsangaben um mag 6.8 gemeldet. Am 12.07.2004 gelang Piotr Guzik die einzige Beobachtung mit bloßem Auge; C/2003 K4 ist der wohl lichtschwächste Komet, der jemals freiäugig beobachtet wurde.
In Teleskopen bot LINEAR mit seinen beiden V-förmig auseinander stehenden Schweifen einen prächtigen Anblick. Die ESO lag damit goldrichtig, ein Beobachtungsprojekt für Schüler durchzuführen.

Komet LINEAR, fotografiert im Schülerprojekt der ESO
Komet LINEAR, fotografiert im Schülerprojekt der ESO. Bildnachweis: ESO, Bildautoren in den Abbildungsbeschreibungen oben. Mehr zum ESO-Projekt.

Komet Machholz (C/2004 Q2)

In der Ära der automatisierten Himmelsbeobachtung sind Kometenentdeckungen durch Amateure die Ausnahme geworden. Umso größer war die Freude des Amerikaners Don Machholz, als er am Morgen des 28.08.2004 nach 10jähriger Pause wieder einen Kometen - seinen mittlerweile 10. - fand. Ab Mitte Dezember 2004 war C/2004 Q2 (Machholz) - optimal positioniert für mitteleuropäische Beobachter - mit bloßem Auge sichtbar - als 5. Komet binnen 9 Monaten. Ambitionierte Amateurastronomen gewannen täglich neue, großartige Bilder des Kometen mit seinen beiden weit auseinanderstehenden Schweifen.
Die Begegnung des nun etwa 3.8 mag hellen Machholz mit den Plejaden zwischen dem 6. und 8. Januar war der erste astronomische Höhepunkt des Jahres 2005. Am 14. und 15.01.05 boten angesichts guter Wetterprognosen mehrere Sternwarten öffentliche Beobachtungen des Kometen an. Nur ganz allmählich lichtschwächer werdend erreichte C/2004 Q2 Anfang März den Polarstern, bevor seine freiäugige Sichtbarkeit nach 3 Monaten endete.

Komet Machholz am 14.12.2004
Komet Machholz am 14.12.2004, aufgenommen am oberen Sudelfeld (Bayerischen Alpen) in 1500 m Höhe von Thorsten Böckel.

Komet Pojmanski (C/2006 A1)

C/2006 A1 (Pojmanski) wurde am 04. 01.2006 auf Aufnahmen der All Sky Automated Survey, einem robotischen System zur Entdeckung und Überwachung veränderlicher Sterne von Grzegorz Pojmanski, dem Leiter des Projekts, gefunden. Der Komet entwickelte sich besser als anfangs erwartet. Um die Monatswende Februar/März 2006 war er mit einer maximalen Helligkeit von 5.0 mag für kurze Zeit freiäugig sichtbar, obwohl er zunächst nur horizontnah in Erscheinung trat. Teleskopisch präsentierte er sich als typischer Gaskomet mit einem bis zu 7 Grad langem Schweif.

Komet C/2006A1 (Pojmanski) am Morgen des 02.03.2006
Bildnachweis: Komet C/2006A1 (Pojmanski) am Morgen des 02.03.2006, aufgenommen in Mt. Laguna. Canon 20D, 400mm f/2.8, 30sec@f/2.8 @ISO 800. Photo: Paul Martinez und Philip Brents, vcastro.com. Lizenziert unter der Free Art Licence.

Komet 73P/Schwassmann-Wachmann

Der bis dahin stets extrem lichtschwache Komet 73P/Schwassmann-Wachmann hatte im Jahr 1995 mit einem Helligkeitsausbruch überrascht, welcher durch den Zerfall des Kerns in mehrere Bruchstücke verursacht worden war. Bei der nächsten Rückkehr Anfang 2001 wurden 3 Teilkometen beobachtet, die sich inzwischen deutlich voneinander entfernt hatten. Als 73P im Frühjahr 2006 wieder in Sonnennähe kam, wurden etwa 40 Bruchstücke registriert. Vor den Augen der hochgradig elektrisierten Fachwelt ging der Zerfall weiter; am 29.04.2006 waren bereits 59 Teilkometen offiziell durchnummeriert. Einige davon waren Amateur-Instrumenten zugänglich, da sich 73P der Erde im Mai 2006 bis auf 10 Millionen Kilometer näherte. Unter dunklem Himmel waren die Bruchstücke B (6.0 mag) und C (5.5 mag) auch mit bloßem Auge sichtbar. 73P gilt als Lehrbuch-Beispiel der Auflösung eines Kometen durch kaskadierenden Zerfall.

Kaskadierender Zerfall des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann
Kaskadierender Zerfall des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann. Aufnahme des Spitzer Space Telescopes im Infrarot-Licht. Mindestens 36 Fragmente des Kometen mit mehr oder weniger deutlich erkennbaren Schweifen sind in diesem Foto festgehalten. Die Bahn der Bruchstücke wird durch einen Dust Trail deutlich markiert. Bildnachweis: NASA/JPL-Caltech.

Komet SWAN (C/2006 M4)

C/2006 M4 (SWAN) wurde Ende Juni 2006 auf Bildern der SWAN-Kamera, die auf dem Satelliten SOHO stationiert ist, entdeckt. Ab Mitte Juli stand der Komet nahe der Sonne am Taghimmel, konnte aber mit Hilfe von SOHO weiter beobachtet werden. Ende September tauchte er am Abendhimmel auf und erreichte im Laufe des Oktobers zunehmend größere Höhen über dem Horizont. Mit einer Helligkeit von etwa 6.0 mag - etwas mehr als erwartet - wurde er zu einem leichten Feldstecherobjekt.
Am Abend des 24.10.2006 gingen auf einigen Mailinglisten Meldungen ein, dass Komet SWAN deutlich an Leuchtkraft zugenommen habe. Im Laufe der Nacht wurde von verschiedenen Beobachtern bestätigt, dass die Helligkeit sprunghaft um rund 2 Größenklassen auf etwa 4.3 mag gestiegen war. Bei einer Horizonthöhe von mehr als 30 Grad nach Ende der Dämmerung war der Komet am dunklen Standorten problemlos mit dem bloßen Auge sichtbar. In der folgenden Nacht ging die Helligkeit etwas zurück, zugleich nahm aber die sichtbare Schweiflänge deutlich zu. Bis zum 29.10.2006 war die Helligkeit um etwa eine Größenklasse auf ca. 5.3 mag abgesunken, eine Woche später lag sie noch bei etwa 6.0 mag.
Nach dem 10.11.2006 bemerkten verschiedene Beobachter eine längliche Form der Koma; Fotos großer Teleskope bestätigten dann, dass Komet SWAN offenbar eine Kernteilung erlitten hatte, die die Ursache für den Helligkeitsausbruch am 24.10.2006 gewesen sein dürfte.

Komet SWAN am 25. und 26.10.2006
Komet SWAN am 25. und 26.10.2006. Bildnachweis: Moorenweis, Fürstenfeldbruck: Nikon 480mm (dig) / 2.8 ; 80 bzw. 90 sec; ASA 800 Canon 20D.
Aufgenommen von Thorsten Böckel.

Komet McNaught (C/2006 P1)

Die Siding Spring Survey ist ein in Australien angesiedeltes Suchprogramm für erdnahe Objekte. Aufgrund der komplizierten Benennungsregeln der IAU erhalten die dort gefundenen Kometen - anders als z.B. bei LINEAR - zumeist aber den Namen des Beobachters. So auch C/2006 P1 (McNaught), den Robert McNaught am 07.08.2006 fand. Aufgrund der ungünstigen Bahnlage war dieser Komet bis gut 2 Wochen vor seiner Perihelpassage (12.01.2007) nur schwer zu beobachten. Über seine mögliche Entwicklung herrschte große Unsicherheit, auch wenn einige Optimisten mit einer hellen Kometenerscheinung rechneten. Doch selbst diese konnten nicht ahnen, dass C/2006 P1 eine der großartigsten Schweifsterne der Geschichte werden sollte. Er übertraf alle helle Kometen des 20. Jh. und gehört sicherlich zu den Top 10 der letzten 1000 Jahre. Viele Schweifsterne sind schon als Jahrhundert-Komet angekündigt worden - McNaught war mit Sicherheit einer.

Komet McNaught aufgenommen in Lawlers Gold Mine (Western Australia) am 20.01.2007
Bildnachweis: Komet McNaught aufgenommen in Lawlers Gold Mine (Western Australia) am 20.01.2007. (Sjbmgrtl, Wikipedia.org; Public Domain).

Komet LONEOS (C/2007 F1)

Lowell Observatory Near-Earth-Object Search (LONEOS) war ein automatisches Suchprogramm, mit dem zwischen 1998 und 2008 42 Kometen entdeckt wurden, darunter am 19.03.2007 C/2007 F1 (LONEOS). Mitte Oktober 2007 war er ein Objekt der 6. Größenklasse, das von zahlreichen Amateurastronomen beobachtet und fotografiert wurde. Der Helligkeitsanstieg verlangsamte sich allerdings, weshalb Sichtungen mit bloßem Auge nur sehr vereinzelt unter optimalen Bedingungen gelangen.Ende Oktober hatte LONEOS eine Helligkeit von 5.2 mag erreicht, doch war seine Sichtbarkeitsperiode in mittleren nördlichen Breiten beendet.
Anfang November begann die Beobachtungsperiode auf der Südhalbkugel. Zu dieser Zeit hatte LONEOS eine Helligkeit von etwa 5.5 mag, war aber in der Dämmerung nur schwer aufzufinden. Inzwischen hatten sich zwar die Sichtbarkeitsbedingungen z.B. in Australien verbessert, doch büßte der Komet sehr rasch stark an Leuchtkraft ein. Am 7. November hatte er nur mehr eine Helligkeit von etwa 7.5 mag, am 16. November war er bereits schwächer als 8.5 mag.

Komet LONEOS AM 14.10.2007
Komet LONEOS AM 14.10.2007, aufgenommen von Thorsten Böckel. Steinbach bei Fürstenfeldbruck. Canon 20D, Objektiv Nikon 500mm dig, f4, ASA 1600, Bel. 20 x 35 sec. Mit Registax auf Kometenkopf überlagert.

Komet 17P/Holmes

17P/Holmes war die astronomische Sensation des Jahres 2007. Der normalerweise extrem lichtschwache Komet erfuhr am 24.10.2007 einen Helligkeitsausbruch, welcher ihn binnen 48 Stunden von unter 16 mag auf 2.4 mag brachte. Als "neuer Stern" im Perseus war er selbst in Großstädten sichtbar. Der scheinbare Durchmesser der Koma erreichte nach etwa 2 Wochen denjenigen des Mondes - der wahre Durchmesser übertraf die Sonne. Obwohl es der größte Helligkeitsausbruch war, der jemals bei einem Kometen beobachtet wurde - der recht kleine Kern (Durchmesser unter 4km) von Holmes wurde nicht zerstört. Vermutlich wurde der Ausbruch durch die explosionsartige Freisetzung von sublimierten Gasen aus einer Kaverne im Inneren des Kerns ausgelöst. Dabei wurden Teile der Kruste weggesprengt, welche sich in Staubpartikel auflösten, die dann die gewaltige Koma bildeten.

Komet Holmes am 28.11.2007
Fotos von Thorsten Böckel. Meade SC 200 / 2000 mm (3200 mm, 1.6 digital konvertiert). Hauptfoto: Auerberg, Schongau 28.11.2007, 19:50 UT Canon 35mm, f4, Bel. 90 sec, ASA 800. Canon 20D

Komet 8P/Tuttle

Die meisten kurzperiodischen Kometen sind so lichtschwach, dass sie nur mit optischen Hilfsmitteln sichtbar sind. Nur wenn sie in große Erdnähe gelangen, sind sie in Einzelfällen mit bloßem Auge als schwache Lichtflecken erkennbar. Solch eine Gunstsituation ergab sich um die Jahreswende 2007/08 bei 8P/Tuttle.
Mitte November 2007 betrug seine Helligkeit etwa 11 mag, um den 20. Dezember bereits 7.5 mag, am 27.12.07 etwa 6.5 mag. Tuttle hatte Ende Dezember 2007 einen kurzen Gasschweif entwickelt und war etwa 5.6 mag hell; Sichtungen mit bloßem Auge wurden ab dem 27.12.07 gemeldet. Für Besitzer eines Teleskops oder eines guten Fernglases war die Nacht vom 30. zum 31. Dezember spannend, als 8P über die Randbereiche der Galaxie M33 hinweg zog. Die Kometen Tuttle und 17p/Holmes standen um die Jahreswende 2007/2008 nicht allzu weit voneinander entfernt. Wer an einem wirklich dunklen Ort beobachtete, wurde um diese Zeit Zeuge eines ziemlich einmaligen Schauspiels: 2 kurzperiodische Kometen waren gleichzeitig mit bloßem Auge sichtbar.

8P/Tuttle bei M33, aufgenommen von Frank Meyer am 30.12.2007
8P/Tuttle bei M33, aufgenommen von Frank Meyer am 30.12.2007. GSO Newton 200/800, Canon EOS 350Da, LPS IDAS-Filter, 1600ASA, 90sec Belichtung.

Komet Boattini (C/2007 W1)

Andrea Boattini, Mitarbeiter der in Arizona ansässigen Mt. Lemmon Survey, entdeckte am 20.07.2007 seinen ersten Kometen. Die obligatorischen Bahnberechnungen zeigten, dass der Schweifstern sich am 12. Juni 2008 der Erde bis auf 40 Millionen Kilometern nähern würde. Mit etwas Glück könnte er dann mit bloßem Auge sichtbar sein. C/2007 W1 entpuppte sich dann als ein Komet, der sich an die Vorhersagen hielt. Mit einer Maximalhelligkeit von etwa 4.8 mag war er im Juni freiäugig zu beobachten - allerdings nur für Beobachter auf der Südhalbkugel (s. Orbitdiagramm). Während seiner Sichtbarkeitsperioden in Mitteleuropa - bis Mitte Mai und ab Anfang Juli 2008 - war er lediglich optischen Hilfsmitteln zugänglich.

Bahn des Kometen Boattini (C/2007 W1) in Sonnennähe
Bahn des Kometen Boattini (C/2007 W1) in Sonnennähe. Das Diagramm wurde mit dem JPL Small-Body Database Browser erstellt.

Komet Lulin (C/2007 N3)

C/2007 N3 (Lulin) wurde am 11.07.2007 am Lulin Observatory in Taiwan entdeckt. Bahnberechnungen zeigten, dass er sich der Erde am 24.02.2009 auf 41 Millionen Kilometer nähern würde und dabei eine Helligkeit von etwa 6 mag erreichen sollte. Damit bot er sich als Beobachtungsobjekt für das Internationale Jahr der Astronomie 2009 an. Lulin übertraf sogar die Vorhersagen etwas und erreichte eine maximale Helligkeit von 4.8 mag. Ende Februar/Abfang März 2009 stand er in Opposition zur Sonne und war ein dankbares Objekt für Amateurastronomen - soweit es die in Mitteleuropa zu dieser Zeit bescheidenen Wetterverhältnisse zuließen. Lulin war ein typischer Gaskomet. Aus perspektivischen Gründen erschien der Gasschweif zeitweise scheinbar zweigeteilt.

Komet Lulin am 25.02.2009
Komet Lulin am 25.02.2009, aufgenommen von Thorsten Böckel. Grödnertal (1700m NN.). Nikon 300/480mm dig, f4, Bel. 3x120 sec, ASA 1600 Canon 20D.

Komet McNaught (C/2009 R1)

Am 09.09.2009 entdeckte der Australier Robert McNaught seinen 51. Kometen. C/2009 R1 (McNaught) entwickelte sich im Mai 2010 heller als zunächst erwartet. Um den 7. Juni wurde die Helligkeit auf etwa 5.5 mag geschätzt, die Länge des Gasschweifs wurde mit ca. 7° angegeben. Am 12./13. Juni war McNaught etwa 5.0 mag hell und wurde erstmals mit bloßem Auge beobachtet. Einem Beobachter aus dem Ruhrgebiet gelang es am 13.06.2010 ihn zusammen mit Leuchtenden Nachtwolken abzulichten, denn der Schweifstern stand in der hellen Mitternachtsdämmerung. Dies erschwerte seine Beobachtung außerordentlich. Bei etwa gleichbleibender Helligkeit passierte der Komet am 21.06.2010 den hellen Stern Kapella im Fuhrmann. Danach näherte er sich immer mehr der Sonne an; Anfang Juli endete die Sichtbarkeitsperiode von C/2009 R1 auf der Nordhalbkugel.

Komet McNaught am 25.06.2010
Komet McNaught am 25.06.2010, aufgenommen von Thorsten Böckel. Dillingen, 03:06 MESZ. Canon 50D auf Newton 900mm/f4,5.

Komet 103P/Hartley

103P/Hartley ist ein lichtschwacher Schweifstern der Jupiter-Familie. Im Oktober/November 2010 kam er der Erde so nah, das er ausnahmsweise freiäugig sichtbar wurde. Gleichzeitig erhielt 103P durch die Raumsonde EPOXI Besuch von der Erde.
Am Abend des 03.10.2010 wurde 103P erstmals mit bloßem Auge gesichtet. Seine Helligkeit lag zu diesem Zeitpunkt etwa bei 6.4 mag. Am 08.10.2010 zog 103P an dem bekannten Doppelsternhaufen im Perseus vorbei (unser Foto). Mit Beginn der zweiten Oktoberdekade gelangte Komet 103P in den Bereich der 5. Größenklasse und hatte einen kleinen (Ionen)Schweif entwickelt; die Koma hatte den scheinbaren Durchmesser des Mondes. Gerade deswegen war Hartley ein schwieriges Beobachtungsobjekt, denn die Helligkeit verteilte sich auf die genannte Flächengröße. Am aufgehellten Stadthimmel hob sich das diffuse Objekt auch im Feldstecher kaum vom Himmelshintergrund ab. In der ersten Novemberhälfte nahm die Helligkeit von 103P ganz allmählich ab. Um die Monatsmitte war Hartley noch zwischen 6 und 7mag hell.
103P/Hartley war bereits der 5. periodische Komet binnen 9 Jahren, welcher mit bloßem Auge beobachtet werden konnte. Das hatte es zuvor noch niemals gegeben, und auch die insgesamt 21 in den 2000er-Jahren freiäugig sichtbaren Kometen stellten einen neuen Dekadenrekord dar.

Komet Hartley am 09.10.2010
Komet Hartley am 09.10.2010, aufgenommen von Thorsten Böckel. Canon 50D auf Nikon 300mm (dig 480/f3,2), Bel. 120sec; Sudlfeld, Bayerischzell, 01:00 UT.

Komet Lovejoy (C/2011 W3)

C/2011 W3 (Lovejoy) war der erste Komet der Kreutz-Gruppe seit über 40 Jahren, der vom Erdboden aus entdeckt wurde. Experten schlossen allerdings aus, dass er seinen nahen Vorbeiflug an der Sonne am 15./16.12.2011 überstehen würde. Die Experten behielten zwar recht, denn keine 2 Tage nach der Perihel-Passage zerfiel der Kern in eine Staubwolke. Doch zuvor hatte der Komet noch einen Staubschweif ausgebildet, welcher zu Weihnachten 2011 auf der Südhalbkugel prachtvoll in Erscheinung trat. C/2011 W3 bot das typische Erscheinungsbild aller hellen Kreutz-Kometen, auch wenn er hinter deren berühmtesten Vertretern deutlich zurück blieb. Dennoch ging er nach C/2006 P1 (McNaught) als zweiter "Großer Komet" des 21. Jahrhunderts in die Annalen ein.
Lovejoy war der erste helle Sungrazer, welcher mit Raumsonden und erdumkreisenden Satelliten ausgiebig beobachtet werden konnte und trug dadurch entscheidend zu einem tieferen Verständnis der Kreutz-Gruppe bei.

Komet Lovejoy über Australien
Komet Lovejoy, aufgenommen bei Roma, Queensland, Australien. Links im Bild das Zodiakallicht, rechts grünes Airglow. 3 × 300 s mit Canon EOS 5D Mark II und 14mm f/2.8L II Objektiv bei f/4 ISO 800. Bildnachweis: Naskies at en.wikipedia, lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported.

Komet Lemmon (C/2012 F6)

Die Mt. Lemmon Sky Survey ist ein weiteres automatisches Suchprogramm. Eine von zahlreichen Kometenentdeckungen war C/2012 F6 (LEMMON), der am 23.03.2013 gefunden wurde. Anfang Dezember 2012 wurde deutlich, dass C/2012 F6 mehrere Größenklassen heller erschien als prognostiziert, ein Trend, der sich in den Folgemonaten fortsetzte. Von Anfang Februar bis Mitte März 2013 war er mit einer Helligkeit um 5 mag auf der Südhalbkugel freiäugig sichtbar, zeitweilig zusammen mit C/2011 L4 (PANSTARRS). C/2012 F6 war ein archetypischer Gaskomet, dessen Schweif eine Länge von bis zu 14 Grad erreichte. Nach seiner Perihelpassage am 24.03.2013 war er wochenlang nur horizontnah in der Dämmerung sichtbar. Als er im Mai 2013 etwas günstiger positioniert und auch auf der Nordhalbkugel beobachtet werden konnte, war er bereits zu lichtschwach, um ihn ohne optische Hilfsmittel erspähen zu können.

Komet Lemmon am 16.02.2013
Komet Lemmon am 16.02.2013, aufgenommen von "Massimozanardi" mit einer Canon 550D an einem 10-inch f/2.8 Newton.
Lizenziert unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.

Komet PANSTARRS (C/2011 L4)

Pan-STARRS (Panoramic Survey Telescope and Rapid Response System) ist das bislang ambitionierteste und technisch fortschrittlichste automatische Suchprogramm. Mit C/2011 L4 (PANSTARRS) gelang am 06.06.2011 die Entdeckung eines Kometen, der im März 2013 sehr hell zu werden versprach. Vielen Zweiflern zum Trotz erreichte das Objekt Mitte März 2013 tatsächlich eine Helligkeit von etwa 1.0 mag. Allerdings besaß der Komet eine geringe Flächenausdehnung und stand ungünstig in der Abenddämmerung, weshalb er für das bloße Auge nicht einfach zu beobachten war. Ganz anders sah es insbesondere Anfang April für Fotografen aus. C/2011 L4 war der extreme Fall eines Staubkometen, dessen aus perspektivischen Gründen weit aufgefächerter Staubschweif lehrbuchhaft in Synchronen gegliedert war und zudem über Monate hinweg eine markante Sydyne zeigte. PANSTARRS war kein "Großer Komet", aber für Beobachter auf der Nordhalbkugel einer der interessantesten der letzten Jahrzehnte.

Komet Panstarrs und M31 am 03.04.2013, aufgenommen von Marco Ludwig.
Komet Panstarrs und M31 am 03.04.2013, aufgenommen von Marco Ludwig.

Komet ISON (C/2012 S1)

Die Amateurastronomen Vitali Nevski und Artyom Novichonok fanden auf Fotos, die sie am 21.09.2012 mit dem 40cm-Teleskop des International Scientific Optical Network (ISON) aufgenommen hatten, einen neuen Kometen. Schon die Tatsache, dass sich C/2012 S1 (ISON) auf einer ganz ähnlichen Bahn bewegte wie der legendäre Komet Kirch (C/1680 V1) beflügelte die Hoffnungen der Kometenfans. Vor allem, aber nicht nur in der Presse wurde ISON als "Jahrhundertkomet" apostrophiert, ähnlich wie 40 Jahre zuvor C/1973 E1 (Kohoutek), an dessen Underperformance immer wieder mahnend erinnert wurde. Tatsächlich blieb auch ISON bis 2 Wochen vor seinem extrem sonnennahen Perihel hinter den Prognosen zurück. Zwei Helligkeitsausbrüche am 13./14.11. und am 19.11.2013 ließen ihn dann doch kurzzeitig zu einem freiäugig sichtbaren Objekt der 4. Größenklasse werden, bevor er um den 23.11.2013 in der hellen Morgendämmerung verschwand. Die Perihelpassage am 28.11.2013 wurde dank der Raumsonden SOHO und STEREO zur am besten dokumentierten der Astronomiegeschichte. In allen Einzelheiten und nahezu in Echtzeit konnte man zunächst ein Ansteigen der Helligkeit auf bis zu -2.5 mag und danach den Todeskampf des Schweifsterns verfolgen, dessen Kern während der größten Sonnennähe offenbar vollständig zerfiel. Was zurückblieb war eine extrem lichtschwache Staubwolke, welche selbst von Spezialisten nicht mehr am Morgenhimmel aufgespürt werden konnte.

Komet Ison, aufgenommen von Thorsten Böckel.
Komet Ison, aufgenommen am 22.11.2013 von Thorsten Böckel am Ätna in Sizilien um 06:20 MEZ (300mm Teleobjektiv, 2s, ASA 1600, Canon EOS 50D)

Komet Lovejoy (C/2013 R1)

Am 07.09.2013 entdeckte der australische Amateurastronom Terry Lovejoy seinen vierten Kometen als Objekt 14. Größe an der Grenze des Sternbilds Orion zum Einhorn. Bahnberechnungen zeigten, dass er sich der Erde am 20.11.2013 bis auf rund 60 Millionen Kilometer (0.397 AE) nähern würde und er dabei eine Helligkeit von etwa 8 mag erreichen könnte. In den folgenden Wochen stieg die Helligkeit von C/2013 R1 (Lovejoy) jedoch deutlich stärker als erwartet an. Auch seine weitere Entwicklung erinnerte stark an den wenige Monate vorher erschienenen C/2012 F6 (Lemmon).
Während ab Anfang November täglich neue, z.T. großartige Fotos von Lovejoy erschienen, wurden erste Beobachtungen mit bloßem Auge gemeldet. Die Helligkeit des Schweifsterns lag nach Schätzungen Ende November/Anfang Dezember bei etwa 4.8 mag. Selbst in Großstädten war er trotz störenden Mondlichts ein leichtes Feldstecherobjekt. Astrofotografen begeisterte die Dynamik seines Gasschweifs, welcher mehrfach Abrisse erlitt. Auch in der Koma waren Strukturen sichtbar. Am Morgen des 08.12.2013 war C/2013 R1 Ziel eines usprünglich zu Komet Ison (C/2012 S1) geplanten Beobachtungsflugs ab/bis Flughafen KölnBonn.
Die Helligkeit von Komet Lovejoy ging ab der zweiten Dezember-Dekade deutlich zurück; Mitte Januar 2014 lag sie bei etwa 6.5 mag, Ende Januar bei 7.0 mag. Die Begegnung mit dem etwa gleich hellen C/2012 X1 (LINEAR) bot für Astrofotografen um den 08.02.2014 den letzten Höhepunkt einer insgesamt unerwartet eindrucksvollen Kometenerscheinung.

Komet Lovejoy, aufgenommen von Thorsten Böckel.
Komet Lovejoy am 11.12.2013, aufgenommen von Thorsten Böckel in Rittensattel bei Bozen um 05:00 MEZ. 24 x 120sec, ASA800, Newton 8", f4.5,Canon50D.

Komet Lovejoy (C/2014 Q2)

Am 17.08.2014 entdeckte der australische Amateurastronom Terry Lovejoy seinen 5. Kometen als Objekt 15. Größe im Sternbild Achterdeck. Bahnberechnungen zeigten, dass er sich der Erde am 07.01.2015 bis auf rund 70 Mil. Kilometer (0.469 AE) nähern würde und er dabei eine Helligkeit von etwa 8 mag erreichen könnte. In den folgenden Wochen stieg die Helligkeit von C/2014 Q2 (Lovejoy) deutlich stärker als erwartet an. Nicht nur der Habitus eines typischen, grün leuchtenden Gaskometen, sondern auch die überraschend starke Helligkeitsentwicklung bildeten eine verblüffende Parallele zu dem im Vorjahr ebenfalls von Terry Lovejoy entdeckten Kometen Lovejoy (C/2013 R1).
Die Helligkeit von C/2014 Q2 lag um Weihnachten 2014 bei etwa 5.4 mag. Der sehr dynamische Gasschweif, welcher mehrfach spektakuläre Abrisse erlitt, hatte eine Länge von gut 7 Grad erreicht, am 17.01.15 wurden erstaunliche 27 Grad gemeldet. Die Begegnung des Kometen mit den Plejaden am 17./18.01.2015 wurde in eindrucksvollen Fotos dokumentiert. Die Helligkeit stieg bis zum 13. Januar 2015 auf 3.8 mag an, um danach deutlich langsamer als erwartet abzufallen. Mitte Februar lag sie bei etwa 5.0 mag, Mitte März bei 6.0 mag, bis Ende März war sie auf etwa 6.5 mag abgesunken. Die letzte publizierte Sichtung mit bloßem Auge datierte allerdings bereits vom 20.02.2015. Trotz immer noch beachtlicher Helligkeit wurde C/2014 Q2 im März nicht mehr sonderlich beachtet. Nach einem Vierteljahr intensiver Beobachtung hatte sich das Interesse weitgehend erschöpft.

Komet Lovejoy, aufgenommen von Thorsten Böckel.
Komet Lovejoy am 13.01.2015, dem Tag seiner maximalen Helligkeit, aufgenommen von Thorsten Böckel am Auerberg bei Schongau mit einer Canon 50/5D.

Komet Catalina (C/2013 US10)

Die Catalina Sky Survey ist das wohl erfolgreichste Suchprogrammen für potentiell gefährliche Asteroiden. Als Nebenprodukt wurden im Laufe der Jahre zahlreiche Kometen entdeckt. Ein am 31.10.2013 erstmals beobachtetes Objekt wurde zwei Tage später offiziell unter der Bezeichnung 2013 US10 als Asteroid eingestuft. Erst danach stellte sich heraus, dass es eine Koma besaß und mithin also ein Komet war, sonder. Wie immer in solchen Fällen - der bekannteste ist wohl C/2000 WM1 (Linear) - wurde die bereits vergebene Katalognummer beibehalten. Der neue Schweifstern erhielt daher die Bezeichnung C/2013 US10 (Catalina).
Erste Ephemeriden zeigten, dass der Komet um die Jahreswende 2015/2016 für viele Wochen von Mitteleuropa mit bloßem Auge sichtbar werden könnte. Ab September 2015 stagnierte die Helligkeitsentwicklung jedoch. Als Catalina Anfang Dezember 2015 in unseren Breiten sichtbar wurde, lag die Helligkeit knapp über 6 mag - und daran änderte sich trotz bis Mitte Januar noch zunehmender Erdnähe kaum noch etwas. Für Astrofotografen war er im Winter 2015/16 jedoch auf Grund seiner beiden aus perspektivischen Gründen weit auseinanderstehenden und reich strukturierten Schweife ein dankbares und ausgesprochen beliebtes Objekt.
Am 09. und 10.01.2016 (soweit bekannt überhaupt nur an diesen beiden Tagen) wurde C/2013 US10, der jetzt auf der Nordhalbkugel hoch Morgenhimmel stand, vereinzelt mit bloßem Auge beobachtet. Ab Ende Januar 2016 sank die bis dahin über 2 Monate nahezu konstante Helligkeit mit zunehmender Distanz zu Erde und Sonne rasch ab.

Komet Catalina, aufgenommen von Dr. Jens-Peter Jacobsen.
Komet Catalina am 14.01.2016, aufgenommen von Dr. Jens-Peter Jacobsen in Bad Bederkesa.