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DIE NOMENKLATUR DER KOMETEN

Kometen tragen oft klangvolle Namen, wie Kohoutek, Skjellerup-Maristany oder Iras-Araki-Alcock, manchmal eher unauffälige wie West oder Elenin und neuerdings sehr oft technische klingende wie NEAT, LINEAR oder PANSTARRS. In allen Fällen handelt es sich um die jeweiligen Entdecker, früher meist Berufs- oder Amateurastronomen, heute zumeist vollautomatische Himmelsüberwachungssysteme. Sehr helle Kometen, die plötzlich auftraten, wurden bis weit ins 20. Jh. von vielen Personen gleichzeitig erstmals gesehen. Sie wurden dann zumeist einfach als "Großer" Komet bezeichnet, bisweilen ergänzt durch den Monat, in dem sie sich so glanzvoll präsentierten, also z.B. Großer Januar-Komet. Nun strebt die Astronomie wie jede Naturwissenschaft eine einheitliche und eindeutige Benennung ihrer Untersuchungsobjekte an, eine sogenannte Nomenklatur. Eine solche hatte sich bei den Kometen im 19. Jh. entwickelt, doch sie war etwas verwirrend, u.a. weil kurzperiodische Kometen bei jeder Wiederkehr eine neue Bezeichnung erhielten. Daher hat die Internationale Astronomische Union (IAU) im Jahr 1995 eine neue, einfach verständliche Nomenklatur eingeführt.

Grundlage der modernen Kometen-Nomenklatur ist die Einteilung des Jahres in 24 Halbmonate, die mit den Buchstaben A bis Y gekennzeichnet werden. Der erste Komet, welcher in einem dieser Abschnitte entdeckt wird, erhält die fortlaufende Nummer 1, der zweite die 2 usw. Dann muss natürlich noch das Jahr der Entdeckung angegeben werden. Ergebnis ist zunächst eine Bezeichnung wie 2001 A2 oder 2006 M4. Davor wird dann noch das Präfix C/ gesetzt, also C/2001 A2 oder C/2006 M4. Die Tradition, Kometen nach ihren Entdeckern zu benennen, wollte man jedoch nicht aufgeben. Daher wird der technischen Bezeichnung der Name des Entdeckers in Klammern hinzu gefügt, also z.B. C/2001 A2 (LINEAR). Die Großschreibung deutet bereits an, dass es sich nicht um den Namen einer Person, sondern die Abkürzung eines autmatisierten Teleskop-Systems handelt. Manchmal wird ein Komet von mehreren Personen oder Systemen gleichzeitig entdeckt. Für den Namen werden jedoch im Unterschied zur früheren Nomenklatur nur noch die ersten beiden Entdeckungsmeldungen berüksichtigt. Die Bezeichnungen der vor 1995 entdeckten Kometen wurden an das neue System angepasst. Sofern sie Dreifachnamen wie z.B. IRAS-Araki-Alcock erhalten hatten, wurden diese allerdings beibehalten. Der betreffende Komet heißt jetzt C/1983 H1 (IRAS-Araki-Alcock). Kometen ohne eindeutige Entdecker, wie z.B. der "Tageslichtkomet" von 1843, bekommen gar keinen Namenszusatz.

Im Prinzip wurde auch die etwas willkürlich gezogene Trennungslinie zwischen kurzperiodischen (bis 200 Jahre Umlaufzeit) und langperiodischen (über 200 Jahren Umlaufzeit) Kometen teilweise aufgehoben. Ein offensichtlich kurzperiodischer Schweifstern erhält das Präfix P/ statt C/. Sobald er zum zweiten Mal in Sonnennähe beobachtet wird, kommt vor das P eine fortlaufende Nummer. So erhielt der Halleysche Komet die Bezeichnung 1P/Halley, gefolgt von 2P/Encke usw. Inzwischen sind etwa 260 periodische Kometen bei mindestens 2 Sonnenumläufen beobachtet und entsprechend nummeriert worden. Doch auch Kometen mit einer Umlaufperiode über 200 Jahren erhalten nach der zweiten Sonnenpassage das P samt Nummer. Bislang ist diese Auszeichnung allerdings nur einem langperiodischen Kometen (153P/Ikeya-Zhang) zu Teil geworden. Hale-Bopp dagegen muss noch gut 2500 Jahre auf sein P warten.

Schließlich wurden bei der neuen Nomenklatur auch noch einige Sonderfälle berüksichtigt. Kometen, deren Bahn nicht wirklich bestimmt werden konnte, erhalten das Präfix X/. Zumeist handelt es sich dabei Objekte, über die nur vage historische Aufzeichnungen existieren, wie z.B. der Große Komet des Jahres 1106, der nun als X/1106 C1 bezeichnet wird. Wenn ein kurzperiodischer Komet nicht mehr auffindbar ist, z.B. weil er sich offensichtlich vollständig aufgelöst hat, so kommt das Präfix D/ zur Anwendung. Das bekannteste Beispiel ist 3D/Biela. Bevor er ganz von der Bildfläche verschwand, hatte sich sein Kern 1846 in 2 Komponeneten geteilt, welche sich bei der nächsten Wiederkehr im Jahr 1852 bereits deutlich voneinander entfernt hatten. Die Bezeichung für diese Bruchstücke (wenn es sie heute noch gäbe) wäre 3P/Biela-A und 3P/Biela-B. Beim Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann, der sich zur Zeit in Auflösung befindet, muss das Alphabet bereits weitgehend ausgeschöpft werden, um die zahlreichen Bruchstücke zu katalogisieren.

Komet 73P/Schwassmann-Wachmann 2006
Mindestens 36 Fragmente des Kometen 73P/Schwassmann-Wachmann mit mehr oder weniger deutlich erkennbaren Schweifen sind in diesem Infrarot-Foto des Spitzer Space Telescopes festgehalten. Die Bahn der Bruchstücke wird durch einen Dust Trail deutlich markiert. © NASA/JPL-Caltech/W. Reach (SSC/Caltech)